In Deidesheim hat sich berichtenswertes in Sachen Wein getan.
Foto: Flusskreuzfahrt auf dem Rhein © Karl-Heinz Hänel
Auf der Rhein-Reise mit dem Flusskreuzfahrtschiff A-Rosa unter dem Motto „Rhein Feinschmecker“, durfte das Thema Wein aus dem Rheinland natürlich nicht fehlen.
Und da der Veranstalter A-ROSA seinen Gästen möglichst nur erstklassiges bieten möchte, stand eine Kellerführung mit Sommeliere Verena Herzog auf dem Programm.
Auf ihre persönliche Empfehlung hin fiel die Wahl auf das Weingut von Winning in Deidesheim, der schöne Ort liegt nahe Mannheim am Rhein, eine gute halbe Stunde mit dem PKW entfernt. Wir wollten Stephan Attmann treffen, den Geschäftsführer.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Das Weingut mit langer Vorgeschichte liegt an der Weinstrasse, Hausnummer 10, in Deidesheim. 1910 war es eines der Gründungsmitglieder des VDP, des Vereins Deutscher Prädikatsweingüter.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Aus der Rhein-Nekar-Region mit 1,4 Mio. Menschen kommen viele Tagestouristen, allein schon, weil man hier in landschaftlich sehr schöner Gegend wandern kann und man an jeder Ecke Kulinarisches von Einfachst bis zur Spitzengastronomie antrifft, was allein schon die vielen Besuche von Franzosen offenbahren, die sicherlich nur dorthin kommen, wo die Küche gut ist.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Tourismus und Weinbau sind an der Weinstraße entscheidende Wirtschaftsfaktoren.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Jürgen Klehr vom Weingut überbrückte die Wartezeit bis zum Eintreffen von Stephan Attmann mit einer allgemeinen Einführung in die Weine von Winning.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Alles fing an mit drei Weingütern und deren Weißweinen, etwa dem auch heute noch präsenten Riesling. Zu Anfangs wurden die Weine im Stahltank ausgebaut, zu einer günstigen, doch guten Qualität. Die Weingüter gehörten ursprünglich mal zusammen.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
VDP GROSSES GEWÄCHS KIRCHENSTÜCK, Forst Riesling Lage & Herkunft
Der Weinberg ist von schulterhohen Sandsteinmauern umgeben, die die Sonnenwärme speichern und bei Nacht wieder abgeben. In keinem anderen Weinberg findet man derart viele, kleine Basaltsplitter in einem rotbraunen Ton. Im Untergrund: Tertiärer Kalk. Höchste Wertung bei der Lagenklassifikation des Königreichs Bayern von 1828.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Im Jahre 2007 kaufte ein Neustädter Unternehmer als letztes der drei das Weingut von Winning und führte so die drei Weingüter nach 170 Jahren endlich wieder zusammen.
Als Direktor setzte er Stephan Attmann ein, dieser war schon immer ein Fan der Weine aus dem Burgund, wo er lange Zeit gearbeitet hat. Im Jahr 2012 kührte der Gault-Millau des Weingut zum Aufsteiger des Jahres. Experimentierfreudig hat sich seitdem Stephan Attmann mit seinem jungen Team dem Vermächtnis des Leopold von Winning verpflichtet, große Weine zu erzeugen.
Foto: Stephan Attmann 2012 © Karl-Heinz Hänel
Seine Philosophie war und ist, dass man im Stahltank zwar sehr gute Alltagsweine herstellen kann, jedoch für die großen Lagen des Weinguts den Ausbau in 500 Liter Holzfässern wählen sollte.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Was den Weinen seiner Meinung nach mehr Struktur geben würde und sie präzieser werden, sowie besser altern lassen würde.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Das war neu und darum hatte man sich dafür entschieden, zwei Linien aus einem Hause anzubieten, einmal die klare fruchtige Dr. Deinhard-Linie mit ihrer 50 jährigen Vorgeschichte und dazu die von Winning-Linie, die im Holz ausgebaut wird.
Beispiel Hummelbusch-Lage
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Kalkstein und Lößboden, dieser Boden am Pfälzer Waldrand macht den Wein etwas fetter, etwas runder und verleiht ihm eine Frische und Säure, aus der Kühle des Pfälzer Waldes. Heute gehen die Weine hauptsächlich nach Norwegen, in die USA, nach Großbritanien und in die Beneluxländer. Die Enotec wird täglich von Besuchern aus aller Welt aufgesucht.
Foto: Sommeliere Verena Herzog schätzt dieses Weingut © Karl-Heinz Hänel
Das Weingut von Winning ist für deutsche Verhältnisse ein sehr großes Weingut und obwohl es im beim Sortiment zum Großteil um Rieslinge geht, gibt es eine sehr große Bandbreite, angefangen mit diversen ersten und großen Lagen, dann noch Burgunder, Chardonne & weisse Burgunder, Sekte & Rotweine, besonders diese als Spitzenweine.
Stephan Attmann kommt hinzu und stellt sich vor
„Seit November 2007 darf ich diesen wunderschönen Betrieb leiten und seither ist ja viel passiert. Es gab Veränderungen, aber auch wie der Herr Klehr gesagt hat, wie haben auch die alten Dr. Deinhard-Weine mit ihren sehr traditionstreuen Kunden, muss man sagen, behalten.
Wie haben Kunden, die waren 30 Jahre und länger und kommen heute noch und darauf sind wir auch sehr stolz. Dass wir diese für mich moderne Linie aus dem Stahltank, die hier die alte Linie war, und die eigentlich traditionelle Linie mit Holzfaß und ungekühlter und spontaner Gährung, was hier als neu oder auch in Deutschland als eigenartig empfunden wurde, die aber eigentlich belegbar mehr an der alten Tradition ist, Wein zu machen. Dass das beides funktioniert, hier in einem Haus.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Die Kellerführung beginnt
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
„Der Pfälzer kanns nicht ertragen, wenn nix im Glas ist. Wenn der Gastgeber nicht merkt, dass er nachschenken muss und der Gast will das trotzdem nicht so direkt sagen, dann, kann sein dass er sagt, das Glas ist leer, die Zeit vergeht, wie schnell ist nichts getrunken.“
Zunächst geht es aber erst einmal nach draussen auf die Weinstraße.
Foto: Stephan Attmann veranschaulicht mit mit großen Gesten © Karl-Heinz Hänel
Stephan Attmann:
„Das ist hier ein ganz milder Ort, hier hat es ganz wenig Schnee, auch weil von Westen, von wo das Wetter herkommt, ist ein durchgehender Pfälzer Mittelgebirgsrücken, der viel Wetter abhält, auch den Schnee. Es deswegen aber längst im Sommer auch nicht so heiß ist, wie am Kaiserstuhl.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
„Die Sonne im Faß, das ist das Holz, da kommt leicht Sauerstoff hinzu, große innere Oberfläche, wenn man Mut hat und es war ein gesundes Lesegut, dann kann man ohne was zu machen, auf der absinkenden absterbenden Hefe bleiben. Und die zerfällt und das gibt Schmelz. Statt Zucker und Alkohol diesen Schmelz zu haben, macht die Weine erwachsener. Nicht über Zucker und viel Alkohol den Körper nach vorne treiben. In den 80er Jahren hat man mal den Glycol deswegen rein getan, wollte trokenen Wein, der sollte aber auch Körper haben. Geht mit Zucker nicht, Alkohol fehlte auch, also Glycol rein, schmeckte süß aber nicht so zuckrig süß und man hatte gedacht, der Wein ist vollmundig. Giftig für die Leber.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Giftig und kriminell, damals aus Österreich herüber geschwappt.“
Weiter geht’s in Richtung Weinberg
Foto: Der bedeutenste Bildstock in der Pfalz © Karl-Heinz Hänel
Am Rand eines Weinfeldes steht ein Kreuz aus Sandstein, das zufällig mal im Boden gefunden, ausgegraben und restauriert wurde, heutzutage eine wahre Rarität. Dieser bedeutenste Bildstock in der Pfalz, ca. 1431 gestiftet, zeigt unter dem Gekreuzigten, dessen Blut die Engel in Kelchen auffangen, die heilige Katharina mit Rad und Schwert, Maria, Johannes mit Buch und Barbara mit Palme und Turm.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Stephan Attmann:
„Und hier hinter uns liegen Weinberge, die sehen Sie nur deswegen noch so schön hier liegen, weil Helmut Kohl seine Pfalz liebte und hier seinen Gästen aus aller Welt den Saumagen präsentierte. Und hier war der ganz charismatische leidenschaftliche Bürgermeister Stefan Gillich, dieser hatte dafür gesorgt, dass hier wieder eine Eisenbahn fährt und das diese Weinberge vor der Bebauung verschont wurden.“
Wir gehen ein paar Meter weiter zum nächsten Weinfeld.
„Das Gebiet hier ist eines der größten zusammen hängenden Waldgebiete in Mittel-Europa. Und da davor liegen die Weinberge von Winning. Ein Hang, der in den hauptsächlichen Paarzellen nach Osten zeigt, Morgensonne, nach ner kühlen Nacht gibt es Morgensonne, aber abends ist es kühler.
Rieslinge, die nicht zu akoholisch, nicht zu fett sind, die kann man hier machen. Weils nicht so heiß kommt haben die ein paar Volumenprozente weniger“
„Am schönsten sind die Weine und auch am langlebigsten, wenn man die Natur mit ihren Begebenheiten adaptieren oder respektieren.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Dazu zählt auch die Qualität des Korkens, aktuell sind die aus Portugal von guter Qualität.
Dann in den ersten alten Keller
„Dieser erste Keller war noch vor kurzem voll mit 30 Jahre nicht belegten alten morbieden Holzfässern. Denn die 70er Jahre waren der Tiefpunkt des Deutschen Weinbaus.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Heute ist eine Wand im Treppenhaus der Gastronomie mit dem Holz der alten Fässer vertäfelt.
„Es gibt wieder einen Küfer in Deidesheim, Ralf Mattern soll diesen Keller wieder mit neuen Fässern füllen. Er schaft die gewünschten 24 Fässer in drei Jahren.“ http://www.fassmanufaktur-mattern.de/
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
„Gutes Holz ist wichtig. Die Küfer brauchen gerade Dauben und gerbstofffeines Holz. Was krumm wächst und schief, hat oft mir Bitterstoffe. Ein guter Küfer sieht schon am Wuchs von einem Baum, ob der dem künftigen Wein liegt oder schadet. Unsere Fässer sind überwiegend aus französischer Eiche. Die besten Weinfässer der Welt kommen aus Frankreich. Einige haben wir auch aus Österreich vom Küfer Stockinger aus Ypps-Taler Eiche.“
Weiter geht’s in den nächsten Keller, Edelstahlbehälter.
„So sieht die schöne neue Welt aus“. Und so steril, wie die Keller aussehen, so empfindet Stephan Attmann auch tendenziell a bisserl die Stahltankweine. Er übertreibt gern etwas, um die Feinheiten anschaulicher zu machen.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
„Der Vorteil von Stahltanks ist, sie sind gradliniger, sauber, besser und preiswerter herzustellen, einfach zu händeln und brauchen weniger Raum.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Ein Holzfaß muss man ständig pflegen, nach dem leermachen dämpfen, einschwefeln, hinlegen, das Holz kann schwinden, schimmeln oder verrotten, am besten füllt man es mit einer Mischung von Zitronen- und Schwefelwasser, so wird das Weinmedium nachgeahmt, damit das Holz nicht verrottet. Ein Holzfaß hat fünf mal mehr Kosten, als ein Stahltank. Auf dem Weingut von Winning findet man die Weine ab € 10,00 bis € 13,00 ausgebaut im Holzfass.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
„Übrigens, wer glaubt, dass der Riesling speziell, aber auch jeder andere Weiswein urtypischerweise oder gar verpflichtend im Stahltank ausgebaut werden muss, oder auch daher kommt, der irrt. Nach dem 2.Weltkrieg hatte niemand von den Winzern das Geld für Edelstahl.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Lange Zeit wurden Holzfässer verwendet. Edelstahl wurde erst in den 70er Jahren Mode, dann massiv in den 80ern, als es wirtschaftlich wieder so richtig bergauf ging. Das ist eine neuzeitliche Angelegenheit, also von den 2.000 Jahren Weintradition, gab es ca. 30 Jahre Wein aus dem Edelsttahltank. Alles andere kam aus dem Holzfass.“
In den nächsten Raum mit Ausblick auf den Weinberg
Dirk von gourmet-blog zwischen Verena Herzog & Jürgen Klehr © Karl-Heinz Hänel
„Hier auf dem Boden findet sich Basalt und Kalk aus der Zeit, als das alles hier noch Ozean war. Basalt und Kalk im Boden prägen die Weine. Der beste Riesling wächst in Deutschland. Den Riesling macht Rasse, Frische Salzigkeit, wenig Alkohol und Bekömmlichkeit aus. Das Weingut von Winning macht Handlese mit heute 50 Erntehelfern.
Foto: Basalt und Kalk im Boden prägen die Weine © Karl-Heinz Hänel
Die Reben werden runtergeschnitten bis auf den Drahtrahmen. Wir reden von Spätlese trocken, ohne Kunstdünger, mit Begrünung in der Gasse, Kräuter und Wildpflanzen regulieren den Wasserhaushalt. Der Mond hat durch seine Masse das Leben auf der Rede mit bestimmt, so gibt es auch einen anderen Wein mit Mond. Hat man am Weinfass ein Glasfenster, so sieht man bei Vollmund, das der Wein sich eintrübt, das die Hefe wieder hochkommt. Der Weinberg ist nach Mondphasen gemacht.“
Nachzulesen bei Maria Thun
„Wenn sie im Keller sind und der Wein schmeckt nicht, dann ist das zu 90% ein Wurzeltag.“ Stephan Attmann lebt und denkt eigentlich rational… „Aber das sind Dinge, da muss man mal loslassen.“
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Seinerzeit sagte er seinem Außenbetriebsleiter, „Bitte nimm keinen Kunstdünger, such Dir eine Erntemannschaft für die Handlese, mach ne Begrünung in den Boden und wenns geht, mach biologischen Anbau. Dieser lass dann des Nachts Bücher von Bio bis Mondphasen.“
Stephan Attmann kann guten Gewissens von sich sagen, dass das Weingut von Winning eines der Weingüter ist, die den Riesling wieder salonfähig gemacht haben. Sein Kredo: „Extreme vermeiden“ In der Szene gilt Von Winning als das Weingut des Jahres
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Die Ergebnisse kann man vor Ort probieren, mit oder ohne den kulinarischen Spezialitäten des Leopold-Restaurants.
Foto: Besuch auf dem Weingut von Winning in Deidesheim © Karl-Heinz Hänel
Vielen Dank an Stephan Attmann für seine Kellerführung bei Von Winning
Die Kellerführung war ein Programm-Punkt auf der Flusskreuzfahrt mit A-ROSA
Mehr über die Weine in Rheinland-Pfalz erfahren Sie bei gastlandschaften.de
Text: Marion Ammann
Fotos ©: Karl-Heinz Hänel Blog.Liebhaberreisen.de