Overtourism: Das Thema im Deutschlandfunk Radio zur ITB
Wir alle träumen davon, an verlassene Strände zu reisen, das besondere Flair berühmter Großstädte zu spüren oder einzigartige Kulturen zu entdecken. Unsere Urlaube entwickeln unsere Persönlichkeit weiter und kurbeln die lokale Wirtschaft an – so die Theorie.
Riesige Kreuzfahrtschiffe halten an Orten wie Dubrovnik und Venedig, lassen ihre Passagiere für eine paar Stunden an Land und sorgen so für eine Überforderung der Infrastruktur. Die Schattenseite des Reisens online
Overtourism hat längst die kleinsten Touristenplätzchen erreicht, siehe Pienza / Toscana, ein kleiner idyllischer Ort in der südlichen Toskana, den ich im letzten Jahrhundert entdeckte und lieb gewonnen habe. Damals traf ich dort Peter Raue, (Rechtsanwalt und Kunstförderer Prof. Dr. Raue). Wir stimmten darin überein, dass wir an einem traumhaft schönen Ort seien. Doch als ich ihm erzählte, dass ich darüber schreiben und somit viele auf diesen Ort aufmerksam machen wollte, darauf reagierte Peter Raue so:“Nein, bloß das nicht, auf keinen Fall. Dann kommen doch alle her, das wollen wir doch nicht.“
Das machte mich zunächst nachdenklich. Später entwickelte ich meine eigende Theorie, möglichst denjenigen diesen Ort zu empfehlen, die dies zu schätzen wüssten, um somit die örtlichen Kapazitäten durch „Wertschätzer“ auszuschöpfen, sodass die unerwünschten Massentouristen im wahrsten Sinne des Wortes draussen bleiben müssten.
Ein paar Jahre hat das gut funktioniert. Doch bei meinem Besuch im letzten Jahr erlebte ich selbst, wie Overtourism einen kleinen Ort wie Pienza zu erdrücken droht.
In meiner kleinen Lieblings-Osteria tauchte zur Mittagszeit ein chinesischer Reiseleiter auf und wollte für seine gut 30 Reisende große Gruppe ein Mittagessen organisieren. Möglichst sofort, möglichst billig und dann weiter zum nächsten Ort. Mal davon abgesehen, dass diese kleine Osteria gar nicht so viele Plätze hatte, der Padrone hatte schon seine Erfahrung mit derartigen Gruppen gemacht. Keine guten. Die wollten Fastfood und Coca Cola, würden weder genießen, noch verstehen, um was es hier geht. Die toskanische Küche und Kultur würde auf der Stecke bleiben.
Fazit: Overtourism ist ein Alptraum, der kleine Orte zu Disneyländern verkommen lässt.
Das so zu sehen, ist keine Touristenphobie, sondern eine Warnung an all die, die mit dazu beitragen.