Der Neckarsteig ist ein Naturerlebnis
Der Triathlon-Europameister und Ironman Timo Bracht hatte zuerst die Vision zu diesem Wanderweg. Er lebt in Eberbach und seine täglichen Trainingsrunden führen ihn weit in die Umgebung auf die Hänge des Neckartals. Er fand, dass die Region an den teilweise steil abfallenden Berghängen und auf den bewaldeten Höhen abseits vom Neckar viel zu schön ist, um nur im Tal am Fluss entlang erwandert werden zu können.
Sein Impuls reifte schnell zur Idee und nach zweijähriger, intensiver Ausarbeitungsphase wurde der Neckarsteig 2012 als neuer Premiumwanderweg geboren.
Der Neckarsteig bietet in 8 Etappen von Heidelberg bis Bad Wimpfen auf einer Länge von 126,4 km viele interessante Natur- und Kulturerlebnisse. Die Touren sind variabel und können an die speziellen Bedürfnisse und Kapazitäten individuell angepasst werden, sei es als einfacher Spaziergang, als erfüllende Tagestour oder als eine mehrtägige Reise mit Übernachtungen und Gepäcktransfer.
Praktisch ist, dass der Einstieg in den Steig überall auch ohne Auto möglich ist, da die S-Bahn das gesamte Neckartal entlangfährt und die Zielorte sich an ihren Stationen orientieren. Somit ist der neue Pfad auch für Kurzurlaube zur Entschleunigung bestens geeignet. Raus aus dem stressigen Alltag, sich beim Laufen auf sich selbst besinnen und Ruhe tanken in der Natur, das ist das innere Bedürfnis für viele Wanderer.
Sie werden auf dem Neckarsteig reich mit derartigen Erfahrungen belohnt, denn der Weg führt durch ausgedehnte Wälder und alte Kulturlandschaften an Trockenmauern entlang, durch vielfältige Streuobstwiesen und einsame Täler, durch Felder und sommerbunte Wiesen mal auf der nördlichen Seite und mal auf der südlichen Seite der mäandernden Flussschleifen.
Der bestens ausgeschilderte Weg ist gut zu laufen und selbst für die jüngeren Familienmitglieder geeignet, dabei ist er aber durchaus anspruchsvoll und fordert besonders an den steilen Anstiegen einiges an Kondition. Man sollte unbedingt auf stabiles Schuhwerk achten, denn es geht teilweise über beachtliche Höhenmeter den Hang hinauf oder hinab, über felsiges Geröll oder feuchten Waldboden.
Die Kletterei durch die wilde, romantische Margaretenschlucht bei Neckargerach hat sogar alpinen Anspruch.
Auch besteht die Möglichkeit mit ausgebildeten Geo-Park Rangern zu wandern, die zu den jeweiligen Gegenden Wissenswertes vermitteln. Dadurch werden die Touren zu wahren Naturlehrstunden, was dazu beiträgt, die Lebensräume mit anderen Augen zu sehen und zu erfahren. Schaut man von einem der Aussichtspunkte hinunter in das weite Tal, so kann man gut erkennen, wie sich das Wasser in Millionen Jahren sein Bett tief durch den Buntsandstein gegraben hat und damit die Landschaft geformt hat. Die markanten Umlaufberge, um die sich der Fluss windet, zeugen davon.
Ursprünglich war der Neckar ein wilder Fluss, der wegen seiner Stromschnellen und Untiefen gefürchtet war und nur von flachen Kähnen befahren werden konnte. Heute fließt er als breites silbernes Band ruhig dahin, denn zahlreiche Staustufen und Schleusen haben sein ungestümes Wesen gebändigt.
Wer mag, tauscht die Wanderstiefel gegen Paddel und Kanu, um den Neckar einmal aus der Wasserperspektive zu erleben. Aufregend wird es besonders dann, wenn die Durchfahrt durch eine Schleuse ansteht.
Der Neckarsteig hat viel zu bieten und wer sich Zeit lässt, kann auf den einzelnen Etappen tief in einen alten, historisch gewachsenen Kulturraum eintauchen. Viele der reizvollen, mittelalterlichen Städtchen mit den hübsch restaurierten Fachwerkhäusern bieten interessante und spektakuläre Führungen an,
so zum Beispiel der Rundgang mit dem Nachtwächter in Eberbach oder mit den historisch gekleideten Edelfrauen durch die schöne Staufferstadt Bad Wimpfen.
Auch der Besuch der Wunderkammer in Hirschhorn, in der die Sammlung von Carl Langbein ausgestellt ist, lohnt sich. Der Gastwirt aus dem 19. Jh. war nicht nur ein begeisterter Naturforscher sondern auch ein begnadeter Zeichner und sammelte alles, was ihm erhaltenswert erschien. Sein Altertümerkabinett enthält über 400 Einzelexponate aus allen Bereichen des täglichen Lebens, die im frisch sanierten, alten Forsthaus präsentiert werden.
Insgesamt 17 Burgen, Ruinen und Schlösser liegen auf dem Weg und erzählen von Zeiten, in denen noch Räuber und wildes Getier die Wege unsicher machten.
Eine Besonderheit stellt die Burg Guttenberg bei Haßmersheim dar, die im Gegensatz zu vielen anderen Burgen seit ihrer Errichtung im 14. Jahrhundert nie zerstört worden ist und immer bewohnt war. Im dortigen Museum kann man viele Schätze aus den vergangenen Zeiten des Ritterlebens betrachten. Die Burg ist zudem auch Sitz der deutschen Greifenwarte. Jeden Tag finden im ehemaligen Burggarten hoch über dem Neckar Flugschauen mit den majestätischen Vögeln statt und wer Mut hat, kann sich selber in einer Einzelstunde unter Anleitung als Falkner erproben.
Wer den gesamten Neckarsteig vom Heidelberger Schloss bis zur Kaiserpfalz in Bad Wimpfen abgelaufen ist, hat nicht nur 126,4 landschaftlich sehr reizvolle Kilometer hinter sich gebracht sondern auch insgesamt 3.127 Höhenmeter erstiegen. Eine Tour, die das Prädikat „Qualitätswanderweg“ zu Recht verdient.
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Autorin: Sabine Bressau