Was PR-Agenturen im Umgang mit Bloggern falsch machen
peinliche Absage nach einer vorab ausgesendeten Einladung auf eine Pressereise:
„für Ihr Interesse an unserer Reise vom (Datum) möchten wir uns noch einmal herzlich bedanken! Ich bedauere jedoch sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihre Anmeldung dieses Mal leider nicht berücksichtigen konnten. Bitte haben Sie Verständnis für unsere Entscheidung. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal wieder.“
Da stelle ich mir die Frage, ist eine Einladung nun eine Einladung oder eine leere Phrase?
Zu dumm auch: „In unserer agenturinternen Liste der besten Brathähnchenblogger bist Du auf jeden Fall ganz oben“ – solche Mails, beispielsweise an den Autor und Blogger Maximilian Buddenbohm sind an der Tagesordnung. Maximilian Buddenbohm kennt sie alle – und fragt sich, warum es die PR-Branche sich und den Bloggern so schwer macht.
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Natürlich kenne ich die PR-Branche gar nicht, das gleich vorweg. Wie könnte man auch eine Branche kennen? Sie besteht aus zigtausend Menschen in irrsinnig vielen Firmen.
Es wäre vermessen, eine Branche kennen zu wollen. Nur Consultants behaupten so etwas regelmäßig von sich, das ist auch so ein Thema, aber darum geht es hier gerade nicht.
Quelle & Kontakt Maximilian Buddenbohm
Fehler beim Anschreiben der Blogger
Maximilian Buddenbohm kennt von der PR-Branche fast nur die Mails, die ihn erreichen, weil er ein Blog führt. Sein Blog hat einen Sponsor, Maximilian Buddenbohm schließt auch andere Kooperationen ausdrücklich nicht aus, man kann das auf seiner Website nachlesen. Es ist also gar nicht verkehrt, ihn anzuschreiben. Sie machen es nur verkehrt. Diese Leute aus der PR-Branche, die dazu verdonnert sind, Blogger anzuschreiben. Ich stelle sie mir immer als Opfer des Berufsalltags vor, die bei der aktuellen Aufgabenverteilung leider gerade verloren haben. „Wer schreibt diesmal die Blogger an?“ „Oh nein, nicht schon wieder ich!“
Und dann sitzt da jemand, klickt sich lustlos bis apathisch durch Blogrolls, Google-Ergebnisse und uralte Medienberichte über „Unsere schönsten Blogentdeckungen“ und so weiter. Und tippt sich mühsam eine Liste zusammen, bis er endlich seine Sollzahl voll hat. Und schreibt, vermutlich bis dahin von komatöser Langeweile fast schon dahingerafft, eine Serien-Mail.
Die dreiste Liste des Mail-Grauens
Die enthält dann in neun von zehn Fällen:
1. Wirre Textbausteine (KI), die nicht zusammen passen. „Sehr geehrter Herr X, wir haben Dein Blog gefunden. Können wir über ein Angebot an Eure Redaktion reden?“
2. Rechtschreibfehler in beliebiger Häufung. Wie man eben schreibt, wenn man vor Unlust fast vom Stuhl fällt. „Sehr geehrter Herr Buddenbumm“, ach, ist mir doch schnurz, wie der wirklich heißt. Kommt eh nicht drauf an. Wenn die PR-Agentur zu einem internationalen Geflecht gehört, man finden kann manchmal auch den Resten von Fehlern dieses Übersetzungsprogramm aus Internet. Einfügen Filzteppich. (Ja, so gucke ich dann auch)
3. Einen Bezug auf irgendeinen Artikel im Blog, womöglich fünf Jahre alt, in dem man einmal irgendein Stichwort erwähnt hat, das seit dieser Zeit allerdings nie wieder vorkam: „Wir mögen es, wie Du über Brathähnchen bloggst.“ Weil man einmal einen Imbiss am Straßenrand erwähnt hat.
4. Das Vortäuschen intimer Kenntnis des Blogs: „Wir lesen seit Jahren…“, „Du schaffst es immer wieder…“, „… als begeisterte Stammleserin…“
5. Den sofort folgenden Beweis, dass das Blog höchstens zwei Sekunden angesehen wurde: „Es ist schon eine Leistung, jahrelang auf diesem hohen Niveau über Brathähnchen zu bloggen!“
6. Eine abwegige Unterstellung: „Du als Imbissbudenbesitzer…“
7. Einen verlockenden Hinweis darauf, dass man zu dem seltsamen Stichwort immerhin Bestleistungen geliefert hat: „In unserer agenturinternen Liste der besten Brathähnchenblogger bist Du auf jeden Fall ganz oben.“
8. Einen selbstgefälligen Hinweis auf die irrsinnige Arbeit, die sich die PR-Agentur gerade gemacht hat: „Wir haben aus 1.000 internationalen Brathähnchenblogs im letzten halben Jahr nach Sichtung sämtlicher Artikel 50 ausgewählt, gewichtet und ein Ranking erstellt…“
9. Einen komplett sinnfreien Vorschlag für etwas, das aus unerfindlichen Gründen Kooperation genannt wird: „Wir möchten gerne einen Artikel über Brathähnchengewürz auf Deiner Seite platzieren.“ Einfach so.
10. Die freundliche Ankündigung, dass keine Gegenleistung erbracht werden kann: „Ein Honorar ist hierbei leider nicht vorgesehen.“ Oder auch, quasi auf gleichem Niveau: „Wir können Dir als Ausgleich einen Gutschein über drei Dosen Hundefutter anbieten.“ Hundefutter? Brathähnchen? Die Sinnfrage stellt sich nicht.
11. Die absolut abwegige Unterstellung, dass man als Blogger etwas von solchen Kooperationen hat: „Wir liefern Dir frischen Brathähnchen-Content, Du hast dadurch dann deutlich mehr Traffic.“
12. Ein Link-Versprechen, das den Blogger in ungeahnte Dimensionen der Klickzahlen bringen soll, garniert mit vollkommen haltlosen Behauptungen: „Wir erwähnen Dich prominent auf www.brathaehnchen-fruehling-2015.de, das ist Deutschlands meistgeklickte Seite zum Thema Vögel.“
13. Den Begriff „langfristige Kooperation“. Weil vermutlich irgendwann jemand (war es gar ein Branchenkenner?) gepredigt hat, dass Blogger auf nichts mehr als auf diesen Begriff abgehen. Also wird die langfristige Kooperation immer in Aussicht gestellt, ohne nähere Erläuterung, einfach so, es ist ja nur ein Köder. Hauptsache Textbaustein. Gerne auch gleich im Betreff, ohne im Mailtext noch einmal vorzukommen.
14. Wenn keine Artikelplatzierung gesucht wird, geht es um das schon schamlos zu nennende Verlangen, bestimmte Stichworte in einem Text des Blogs unterzubringen. Nicht als Link gekennzeichnet, natürlich auch nicht als Werbung, nein, es geht nur um den Begriff. Irgendwo. Ganz dezent! Der Begriff ist dann selbstverständlich eine Marke, und man liest mit Staunen – es ist gar keine so kleine Marke. Bei dieser Variante, man kann es sich fast denken, wird dann manchmal auch freiwillig ein Honorar angeboten. Nanu!
Wie man die Zusammenarbeit verbessern könnte…
Das ist, wie gesagt, in neun von zehn Fällen in etwa der Inhalt einer typischen Mail aus einer PR-Agentur. Oder sagen wir es besser ganz vorsichtig – aus einer Agentur, die irgendwas mit PR im Titel hat. Die zehnte Mail enthält mit etwas Glück ein vernünftiges Angebot oder eine sachlich formulierte Frage, wie man unter Geschäftspartnern eben miteinander spricht. Ganz normal. Unaufgeregt. Sachlich. Und dann schreibt man als Blogbetreiber vermutlich genauso zurück. Und kommt vielleicht sogar ins Geschäft.
Doch, das kann dann wirklich Spaß machen, ich habe übrigens sehr nette Kunden und sehr sympathische Kooperationspartner, das gibt es alles wirklich. Und dann hält man die PR-Branche einen Augenblick lang sogar für einen ganz normalen Wirtschaftszweig. Bis die nächste Mail kommt. Betreff: „Langfristige Kooperation!!“
Ja, mit 2 Ausrufezeichen. Das muss wohl so… Quelle & Kontakt Maximilian Buddenbohm
PR-Agenturen und Unternehmen sollten unbedingt über Ziele sprechen.
Bloß keine „Kommunikation by Bauchladen“, warnt Autorin & Bloggerin Mel Buml im Kressreport vor allem nicht beim Kontakt mit Bloggern. Agenturen sollten auch direkt mal nachfragen, wenn ein Kunde wieder einmal eine eher unsinnige Forderung aufstellt. „Weil es die Wettbewerber (?) auch machen“ sei kein Argument.
Sie wollen dennoch kooperieren? Auch das geht hier in diesem Blog: Ihre PR platzieren