Geschichten, wie das Meer sie nicht besser schreiben könnte…
„Werbung” Ich bin kein Segler und Inseln interessierten mich eigentlich auch nicht sehr, bis ich dieses Buch in die Hände bekam. Eine Zeit lang lag es wenig beachet auf einem Bücherstapel, mal blätterte ich darin rum und las die eine oder andere Geschichte.
Vor kurzem erreichten uns die Horrornachrichten der Unwetter und Küstenstürme, die über Italien hinweg jagten und kleine Segelboote wie auch große Yachten in den Häfen wie Steichholzschachteln durcheinander wirbelten. Das erinnerte mich nicht nur an den 28. August 1989, als in Marina Wendtorf in der Kieler Förde an der Ostsee über 100 Yachten sanken, ich live vor Ort war und geschockt von dem Ausmaß der Katastrophe, sondern auch an eine Geschichte einer Insel aus dem hier von mir empfohlenen Buch, die den Leser mit bildhaften und schönen Worten sachte an die unabwendbare Katastrophe heran führt:
„Im Sommer sind die Frauen hübscher, und die Männer scheinen weniger intelligent.
Immer vorausgesetzt, dass die Frauen im Winter nicht sehr anziehend sind und die Männer Scharfsinn besitzen. Um diese sommerlichen Streitfrage in den Illustrierten zu lösen, könnte ein Sturm von Nutzen sein, einer von denen, die im südlichen Teil des Tyrrhenischen Meeres ganz plötzlich aufziehen, üblicherweise im Juli … Es darf darum nicht überraschen, dass die eine oder andere Böe auffrischt, frischer als geboten, und niemand es bemerkt. Ausgenommen vielleicht zwei oder drei Kapitäne , Leute mit Respekt vor dem Meer.“
Zum Buch
Das Wort Atlas im Titel sollte Sie nicht davon abhalten, dieses Buch zu kaufen. Der Autor Simone Perotti erzählt in der Sprache des Meeres, die Übersetzung vom Italienischen ins Deutsche von Julka Brandestini nimmt der Poesie der Worte nichts weg.
Mit 42 Seekarten des Graphikers Marco Zung und inselbezogenen Fakten eröffnen sich für den Leser neue Perspektiven, wie man sie sonst von Mare kennt.
Simone Perotti, geboren 1965, ist Schriftsteller und Segler. Er schreibt Romane und Essays und hat in Italien zahlreiche Bücher publiziert. Seit 2014 ist er mit einem Segelschiff im Mittelmeerraum unterwegs: www.progettomediterranea.com.
»Atlas der Mittelmeerinseln« ist sein erstes Buch auf Deutsch, verlegt im Wagenbach Verlag
Vom Verlag: Sehnsucht nach der Insel und dem Meer – Simone Perotti erzählt uns das Mittelmeer aus Sicht seiner Inseln, weckt Fernweh und lässt festen Boden unter den Füßen spüren. Eine Entdeckungsreise in unbekanntes Terrain und zu vertrauten Orten zwischen Land und Meer, mit etwas Sand zwischen den Zehen.
Inseln im Meer stehen für Freiheit und Unabhängigkeit, bieten Exil oder Rettung nach dem Schiffbruch. Mancher wünscht sich weit fort auf eine Insel, sucht dort Erholung und findet Einsamkeit. Inseln sind seit jeher auch Orte der Gefangenschaft. Halb gehören sie dem Land, halb dem Meer. Sie bergen die Geheimnisse von Schmugglern und Piraten. Und manchmal nur Sand und Steine.
Simone Perotti ist im gesamten Mittelmeerraum zu Hause und hat per Segelschiff zahlreiche Inseln erkundet – bekannte wie Djerba und Lampedusa und ganz kleine, unbekannte wie Malu Entu und Kythnos. Er besucht die Menschen dort, lauscht ihren Geschichten oder denen der Natur, erfährt von Geflüchteten und Gestrandeten aus allen Zeiten, erzählt alte Mythen und heutiges Strand-leben – und schillerndes Seemannsgarn, das ihn einspinnt, wenn er zu lange auf einer Insel war …
Doch sind Perottis Inseln keine Traumwelten: Man findet sie auf seinen nautischen Karten, dank GPS-Daten und vielfältigem historischen und geographischen Wissen.
Also doch auch ein Atlas. Ob Landratte oder Skipper, ein Buch, das Sie mögen werden…