So wird dem Laien gern geduldig erklärt, dass das auf dem Teller drapierte und nach Austern schmeckende dunkelgrüne Blättchen gleichen Namens in der französischen gehobenen Küche gebräuchlich ist und als Kräuterpflanze Mertensia maritima in Schottland seine Wurzeln hat. In Deutschland leider weniger bekannt, schmeckt es pur tatsächlich als hätte man etwas Maritimes auf der Zunge.
Das uns servierte Gericht, karamellisiertes Sauerkraut zu Zanderfilet, Brennnesselpuree oder fruchtige Varianten der Gänseleberpastete – jedes Menu verspricht eine neue Überraschung zu sein, die passenden Weine inbegriffen.
Nach einer glückseeligen Nacht geht es am nächsten Tag weiter durch das Tal der Sauer nach Obersteinbach – Ausgangspunkt für Kletterer, Wanderer und natürlich kulinarische Genießer. Das stille Dörfchen der 13 Brunnen hat sich traditionell erhalten, liegt neben Niedersteinbau im Steinbachtal, am Ostrand des UNESCO-Regionalparks Nordvogesen. Den Ort überragt der Wachtfels aus Sandstein. Umgeben von sieben Burgruinen – alle aus dem Sandstein gehauen – hält das Dorf Angebote für jeden Geschmack bereit. Traditionelle Küche und Unterkunft für Wanderer und Kletterer gibt es ebenso wie schicke Hotelzimmer und von Gault et Millau empfohlene Küche, etwa im Hotel und Restaurant Anthon, mit der vom Vater auf den Sohn übertragenen Erfahrung. Obwohl Gaststätten und Restaurants traditionell französische Namen tragen, versteht man auch hier Deutsch.
Kleine Orte und Dörfer lassen Blumen sprechen
Neben Fachwerkdörfern und Burgen gibt es große Wälder zu entdecken. Die wirtschaftliche Stärke der Region, angefangen mit Frankreichs einziger Fabrik für Meerrettich in Mietsheim, über die Töpfereien in Betschdorf und Soufflenheim, bis hin zum Werkzeugbau, der Bierbrauerei- und Hopfenverarbeitung und nicht zuletzt durch den Tourismus, sieht man erst auf den zweiten Blick. Der mittelalterliche Ort Wissembourg und das zentral gelegene Haguenau sind ideale touristische Ausgangspunkte, um die Region Nord-Elsass zu entdecken.
Und die ist geradezu beliebt wegen der deutschsprachigen Gastfreundschaft, der traditionellen Küche, der großen Wälder und den kleinen schwarzweißen Fachwerkdörfern, die sich ab dem Frühjahr in bunte Blumendörfer verwandeln, wie etwa Hunspach, eines der schönsten Dörfer von ganz Frankreich überhaupt. Über eine eindrucksvolle Landschaft ragen Burgruinen und Schlösser, wie die Burg Fleckenstein oder das Château du Lichtenberg. Insgesamt finden sich in der Region nördlich von Haguenau über 30 Burgreste und Schlösser. Die Kultur des Nordelsass spiegelt sich aber auch in der Töpferkunst der Dörfer Betschdorf und Soufflenheim wider.
Wo sonst könnte man besser gut essen?
Leidenschaftlich und gut ist die traditionelle Küche, ein Motiv der Urlauber, Wanderer und Biker, die schönen Dörfer zu bereisen. Die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft und die vielen kleinen Orte macht Appetit auf die viel gerühmte traditionelle Küche des Elsass. Und so manche restaurierte Wassermühle entpuppt sich bei genauerem Hinschauen dann als Restaurant oder Hotel, wie die in dem weniger bekannten Dorf Gundershofen nördlich von Haguenau, direkt an der Nationalstraße 26 kurz vor Reichshoffen versteckt gelegene, einstige Mühle mit dem für ein Hotel so bildhaften Namen Le Moulin.
Wenn man nicht an dem kleinen Hinweisschild an der Durchgangsstraße vorbeifährt, gelangt man nach 50 Metern über den sandigen Seitenweg in eine verzauberte Welt. Tatsächlich befindet sich dort ein exzellentes Hotel in einer alten Mühle. Schaut man hinein, merkt man schnell, dieses Hotel ist zum Schlafen viel zu schön.
Traditionelle Küche war und ist beliebt
Einen Steinwurf schräg gegenüber wird von Herzen traditionelle Küche mit Bio-Gemüsen geboten. Auch Christelle spricht Deutsch. Sie betreibt leidenschaftlich ihre Auberge Alsace-Villages, ein nettes und auch wegen der guten traditionellen Küche geschätztes Natur-Hotel mit Blick in die Landschaft. Wenn man nicht sowieso dort übernachtet, sich aber die leckere Küche im gemütlichen Bewirtungsraum nicht entgehen lassen will, sollte man unbedingt vorher für den Genuss der feinen traditionellen Küche anrufen. Die Jahreszeiten bestimmen, was der eigene Bio-Garten und die Landwirte aus der Region hergeben und so kommt es dann auch auf den Tisch, vom Baeckhoeffe, Sauerkraut, Lamm-Terrine bis hin zu lokalen Käsesorten, Forellen, Pasteten und Würsten, Desserts und Torten.
Das Nordelsass sollte man nicht verlassen, ohne einen Umweg über den Ort Cleebourg gemacht zu haben. Weinkenner wissen, südlich der Süddeutschen Weinstraße ist die Weinwelt noch nicht zu ende. Im Nord-Elsass, dem Pays de Wissenbourg reicht die Winzertradition zurück bis ins 13. Jahrhundert. Und die Bruderschaft von Cleebourg sieht sich als stolze Hüter des traditionellen Könnens. Es ist von Wissembourg auch nur ein Katzensprung zur Winzergenossenschaft, um den Wein zu kosten. Riesling, Grauburgunder und Blauburgunder oder Gewürztraminer – des Elsass nördlichste Weinlage schmeckt nach Süden. Die Leidenschaft der Winzerbrüder spürt man bei der Kellerführung, sowie bei der Weinverkostung der prämierten Cuvees, Lieux-dits und Cremants d’Alsace. Probieren geht eben doch über Studieren.
Landschaften mit geschichtsträchtigem Boden
Die vergangenen Kriege haben historische und monumentale Ruinen und Gedenkstätten in schönster Landschaft hinterlassen. Von der Maginot-Linie hat man vielleicht schon mal im Geschichtsunterricht gehört – eine täglich zu besichtigende unterirdische Festungsanlage aus dem 2.Weltkrieg ist der Kalkofen von Lembach. Doch wird man über Land durch Mahnmale zwischen Obstbäumen und Hügeln an noch viel frühere Ereignisse erinnert.
Einer der schlimmsten Kriegstage im Nord-Elsass war der Tag des 6.August 1870, an dem in einer tragischen Schlacht im Tal der Sauer bei Froschweiler über 20.000 Franzosen und Deutsche ihr Leben ließen. Die Tragik jener Generationen im Elsass, die wegen viermaligem Wechsel der Nationalität aufgrund der kriegerischen Ereignisse mal deutsch, mal französisch registriert wurden und jeweils gegen die andere Seite in den Kampf ziehen mussten, hat dazu beigetragen, dass bis heute hier die Bevölkerung immer noch auch der deutschen Sprache mächtig ist.
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