Ein Antiquariat, im Schatten des Ulmer Münsters
Durchstreift man die Gassen rund um das Münster, kann es sein, dass man in die Walfischgasse und da an der Hausnummer 11 vorbei kommt. Den urigen Namen hat diese Straße von ganz früher, als in dieser Gasse eine gleichnamige Gaststube existierte, die jedoch das Bombardement wie so viele Häuser von Ulm 1944 nicht überstand. Was Landratten ja oft nicht wissen, der Wal ist ja ein Säugetier und kein Fisch.
Bis vor kurzem wurde man dort, wenn es nicht gerade ein Sonn- oder Regentag ist, unweigerlich auf Tische mit Büchern aufmerksam. Kam man näher, las man folgendes Angebot: 1 Cent pro Seite. Das weckte den sportlichen Ergeiz, nach interessanten Exemplaren zu schauen und dann auf die Seitenzahl, um zu errechnen, wie viel das Buch denn nun kosten soll.
Winfried Bader berieb den Laden, hatte die Idee dieses speziellen Angebots für einen Teil seiner Bücher und wenn es noch den Pfennig gäbe, dann würde er sein Angebot sicher dafür pro Blatt einpreisen. Bei dickeren Büchern rundete er schon mal ab. Winfried Bader war Buchhändler und seit 40 Jahren Antiquar, seit 30 Jahren betrieb er nun schon das Antiquariat. Früher hatte er einen Laden nahe dem Münster, musste dann eine neue Bleibe suchen, weil der Eigentümer wechselte. Hier in der Walfischgasse ist die Miete zwar bezahlbar, dafür verirren sich hierher aber leider kaum Touristen, die jedoch auch wichtig für seine Existenz waren. Die Sammler und Leser in Ulm wurden altersbedingt immer weniger, es bleiben einige Stammkunden und Studenten der Fakultäten für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften und doch auch der eine oder der andere Tourist. So also verbrachte Winfried Bader die Ladenöffnungszeiten in der Regel damit, angekaufte Bücher auszupreisen und online via dem ZVAB-Portal bis auf den heutigen Tag anzubieten.
Wenn Sie mal in Ulm auf Ihrem Spaziergang um das Münster streifen, werfen Sie einen Blick rein, ins unter neuem Betreiber Dr. Christian Broy weiter existierende Antiquariat des Winfried Bader.
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