Jahrhundertealter Steillagen-Weinbau in Gefahr!

Dieser Text von Kilian Franzen bedeutet große Angst um unsere Existenz:

“ Besorgnis um unsere Region und schlimme Befürchtungen um unseren Berufstand. Kaum ein Steillagenwinzer an der Mosel wird diese Arbeit aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen machen, dazu ist die Bereitschaft unsere Weine dementsprechend zu entlohnen einfach immer noch zu gering. Steilstlagenweinbau ist eine Passion, eine Leidenschaft und eine Tradition, die meistens, seit vielen Generationen in den Weingütern an der Mosel betrieben wird. Nun erfuhren wir vollkommen beiläufig, über Dritte, dass die Ausbringung des Hubschraubers und viele unserer notwendigen Pflanzenschutzmittel verboten werden sollen.

Das ist keine kleine Veränderung in unserem Arbeitsablauf, oder ein kleiner Mehraufwand, der zu tragen wäre. Das ist der Untergang der Terrassenlagen, welche zu den wertvollsten Kulturlandschaften Europas zählen.
Die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. (ARL) hat sich über die politische Ebene zu einem Verbot des Hubschraubers und vieler Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Hierbei geht es in erster Linie um das Verschwinden des Apollofalters. In der Argumentation des ARL wird allerdings pauschal der Pestizideinsatz durch den Hubschrauber als Ursache des Populationsrückgangs ausgemacht. Dabei ist das Gegenteil der Fall: ohne Pestizide gibt es keinen Weinbau und ohne Weinbau keinen Apollo-Falter. Nur durch
fachgerechten Einsatz von Pestiziden per Hubschrauber sowie den Verzicht auf Insektizide konnte der Terrassenweinbau erhalten bleiben und die Apollo-Population seit den 1970er Jahren anwachsen. Die Mittel wurden immer spezifischer und in geringeren Mengen ausgebracht, zusätzlich wird seit den 1990er Jahren die Hubschrauberspritzung in den frühen Morgenstunden und damit außerhalb der Flugzeiten des Apollofalters durchgeführt.

Ein Ende des Pflanzenschutzes in den Terrassenlagen bedeutet auch ein Ende des Apollofalters. Denn ohne Pflanzenschutzmittel gegen Mehltaupilze gibt es in den Terrassen keinen wirtschaftlichen Weinbau und die betreffenden Weinberge werden aufgegeben. Die anschließende Verbuschung führt zur Verdrängung der wichtigen Futterpflanzen des Falters. Daher überrascht es nicht, dass die Population dort am geringsten ist, wo es keinen Weinbau mehr gibt. Durch Aufgabe vieler Steillagen entlang der Terrassenmosel ist der Lebensraum des Apollofalters über die letzten Jahrzehnte stetig kleiner geworden, und die Population
entsprechend gesunken.
Laut der Argumentation des ARL stehen besonders die Pflanzenschutzmittel der SDHI-Gruppe im Verdacht einen negativen Effekt auf den Apollo zu haben. Begründet wird dies mit der Tatsache, dass die Zulassung der neuen Mittel 2012 mit einem Zusammenbruch der Apollo-Population zusammenfiel. Allerdings wurden die fraglichen Mittel erstmals 2013 in der Hubschrauberspritzung eingesetzt, so dass sie als Erklärung für den Einbruch im Frühjahr 2012 ausscheiden. Unzählige andere Faktoren könnten für eine eventuelle Bedrohung des
Schmetterlings führen. Naturwissenschaftler Dr. Detlef Mader hat 2021 eine umfassende Studie angefertigt, welche der klimatischen Veränderung den Hauptgrund für die Verringerung des Aufkommens gibt. Er weist vor allem darauf hin, dass ein steiler Absturz des Mosel-Apollos von 2011 auf 2012 nur durch ein extremes Ereignis verursacht sein kann. Wo 2011 noch ca. 1.000-1.500 Exemplare gezählt wurden, waren es 2012 gerade mal 150-300 Schmetterlinge. Er begründet diesen steilen Abstieg mit der arktischen Dauerfrostperiode mit zweistelligen Minusgraden im Februar 2012. Eine angebliche Vergiftung durch die eingesetzten Pestizide würden allenfalls einen schleichenden oder graduellen Rückgang erklären, nicht jedoch den vorgenannten dramatischen Kollaps und ebenso auch nicht die nochmalige Erholung 2013 wieder auf ca. 500-750 Exemplare. Bisher sind geplant von den 3.400 Hektar Steillagen der Mosel „nur“ ca. 60-70 Hektar nicht mehr mit dem
Hubschrauber spritzen zu lassen. Auf den ersten Blick ist dies natürlich nur ein kleiner Prozentsatz an Weinbergen – für uns aber die existenzielle Bedrohung vieler Familienbetriebe. Steillagen in Winningen, Valwig“

Qualität

Der Vinum Weinguide hat dem Weingut Frenzen den 4. Stern verliehen und der Quarzit Schiefer Riesling wurde erneut zum besten Liter des Jahres gekürt.

„Soviel große trockene Rieslinge in den letzten Jahren hatten wenige Weingüter zu bieten. Was alles möglich war in diesem Segment mit Jahrgang 2021 zeigt uns das Gut von Kilian Franzen mit den trockenen Rieslingen aus dem säurebetonten Jahr 2021.  Säurebetont? „Schwebende Ruhe mit hohem Anspruch“ notierten wir ein ums andere Mal. Solche Notizen gab es bei uns dieses Jahr für die trockenen 2021er eines absoluten Spitzenbetriebes.

Kilian Franzen schraubt sich mit feinsten Qualitäten in diesem Jahr in ungewohnte Punktehöhen und stoppt erst bei sagenhaften 95 Punkten für den 2020er Fachkaul. Was wird der 2021er aus dieser Lage im nächsten Jahr in unserer Probe zeigen können? Der Bremmer Calmont ist nicht nur eine extreme Steillage, sondern auch eine besonders warme. Wie man es schafft, solche Leichtgewichte, zwischen elf und elfeinhalb Volumen Prozent Alkohol mit soviel Intensität und innerer Dichte zu erzeugen, ist uns schleierhaft. Der Preis für solch ein feines Gewächs wie den Bremmer Calmont Riesling trocken von 16 Euro ist so sensationell wie die Qualität. Angesichts des höchsten Niveaus seiner trockenen Rieslinge sehen wir den vierten Stern für Kilian Franzen durchaus als angemessen an.“ Vinum Weinguide Deutschland 2024

Über Karl-Heinz Hänel

Ich bin freier Reise- und Bild-Journalist, content creator und ein PR-Multiplikator, unterhalte meine Leser mit Product Placement und erzähle Geschichten in Wort und Bild, die ich selbst erlebt habe. Dafür bin ich redaktionell verantwortlich. Alle Angaben gemäß § 5 TMG finden Sie im Impressum und in meiner Vita
Dieser Beitrag wurde unter - aus den Medien gefischt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.