
Das Bermuda-Dreieck ist wohl weltweit der größte Lost Place, ein mysteriöser Ort.
Die bis nach Miami reichende Spitze eines geographischen Dreiecks streift auch mit der nordöstlichen Spitze die Bermudas. Organisierte Tauchgänge führen zu den Riffen, Korallenbänken und Schiffswraks. Eines der bekanntesten Schiffswracks im Bermuda-Dreieck ist das der SS Cotopaxi. Dieses Frachtschiff verschwand am 29. November 1925 auf dem Weg nach Kuba spurlos. Auch eine Fliegerstaffel der US-Army wurde nicht wiedergefunden. Viele Wracks sind ein Eldorado für Sport- und Hobbytaucher, Interessierte können mit Gruppen oder individuell an vielen Küsten der Bermudas auf Abenteuersuche gehen.

Auch an Land finden sich verlassene Orte, bzw. mysteriöse Objekte, die es zu erkunden gilt. Der Ausdruck Lost Place ist ein Pseudoanglizismus und bedeutet sinngemäß „vergessener Ort“. Der korrekte Ausdruck im Englischen lautet „abandoned premises“ oder umgangssprachlich „off the map“. Diese sehr unterschiedlichen Begebenheiten findet man eher zufällig und weniger, wenn man danach sucht.
Ein kurioser Lost Place ist der Railway Trail an der Nordküste der Insel St. George.

Von 1931 bis 1948 betrieben die Briten eine Bahnstrecke für die Verbindung von der früheren Hauptstadt St. George bis zur heutigen Hauptstadt Hamilton. Als die Briten den Zugbetrieb 1941 zu Gunsten neuer Autobusse einstellten, betrieben Sie auch akribisch den Rückbau. Heute finden sich weder Haltestellen, weder Waggons, noch Gleise und auch keine Schwellen auf der Insel. Der Pfad verläuft über ein Paar neu angelegte Fußgängerbrücken so nah wie möglich am Ufer entlang.
Diese 20 km lange und stellenweise durch Felsen gesprengte Bahnstrecke wird heute gern von Joggern und Bikern genutzt. Manch Einheimischer nutzt die Gelegenheit, seinen Schrott abzulegen.

Doch gibt es auch regionale Lost Places auf den insgesamt 181 Inselchen der Bermudas.

Ein weiterer Lost Place ist das Blue Hole, versteckt im Naturpark Walsingham.
Auf einer der nordöstlichen Inseln, am Harrington Sound, nahe des Airports und ganz in der Nähe der nach Tom Moore benannten Taverne am Rande des Moore-Jungle, findet sich das Blue Hole und ein Grottensystem mit mehreren Zugängen, die zwischen mangrovenartigen Bäumen und Büschen der Bailey’s Bay versteckt sind.

Von der Hauptstraße gelangt man bequemer zur größeren kostenpflichtigen Crystal Caves. Auch gegenüber der hier verlaufenden Inselhauptstraße unter des Hotel Grotto Bay Beach Resort gelegen, ist eine sehr große Tropfsteinhöhle. Das Hotel liegt ruhig zwischen Palmen und ermöglicht den Zugang zur Grotte.
Wer war Tom Moore? Der irische Schriftsteller, Poet und Sänger wurde 1803 vom Britischen Königshaus als Verwaltungsbeamter auf die Bermudas geschickt, wo es ihm bald zu langweilig wurde und er in der Weltgeschichte umher und später zurück nach England reiste.
1652 wurde das Haus (heute ein Restaurant) erbaut, das später den Namen Tom Moore’s Tavern erhalten sollte.

Einige weitere Lost Places findet man auf der Insel St. George mit gleichnamigem Ort.

Nahe dem Ort entdeckt man die so benannte unvollendete Kirche von St. George.
Auch die Hinterlassenschaften der Fort Hamilton Garnison aus der viktorianischen Zeit lässt man als Lost Place gelten. Kurios sind die auf vielen Inseln der Bermudas von den Engländern zurückgelassenen überdimensionierten Kanonen, auch heute noch nach Osten ausgerichtet.

Die Bermudas galten als ehemalige kaiserlich britische Festungskolonie, die einst als „Gibraltar des Westens“ und „Festung Bermuda“ bekannt war. Die überdimensionierten Kanonen wurden nie abgefeuert.

Unglaublich. Bermuda war bis zum Kalten Krieg der wichtigste britische Marine- und Militärstützpunkt in der westlichen Hemisphäre.

Ein großer Hügel bietet einen Panoramablick auf den Hafen von Hamilton.

Das 1870 von den Briten erbaute Fort erlebte nie eine Schlacht und die 18 Tonnen wiegenden Artilleriegeschütze wurden nie abgefeuert.

Heutzutage nutzen britische Hochzeitspaare die 1964 restaurierte Kulisse als Hintergrund für ihre Fotos.

Bis heute ist hier auf den Bermudas überhaupt alles very British. Nur leider ist alles in diesem Steuerparadies für unsere Verhältnisse sehr teuer.

Mehr Bilder zu dieser bisher noch vom Overtourism verschonte Trauminsel sehen Sie hier bei Mortimer
Text & alle Fotos: Karl-Heinz Hänel