Im letzten Jahrhundert reiste ich noch mit schwerem Stativ und analoger Kamera …
Meine erste Reise nach Rom war irgendwann im letzten Jahrhundert, als ich noch mit einer analog funktionierenden Mittelformatkammera und schwerem Stativ unterwegs war, um für Verlage und Fotoagenturen archivtaugliche Dias zu fotografieren.
Es war Anfang März, sonnig und außergewöhnlich warm in Rom. So um die Mittagszeit brauchte ich vom vielen Rumlaufen und Stativ-Auf und Abbau eine Pause. Ich befand mich am Rande des Campo de Fiori, dem Blumenmarkt und Platz, auf dem am 17. Februar 1600 der Mönch Giordano Bruno als später dann geltende Märtyrer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Ich stattdessen ließ mich draussen vor der Antica Hostaria Romanesca nieder und genoss das Glücksgefühl, bei einem Glas Vino rosso de la casa und dem frischen Salat in der Sonne zu sitzen.
Zur Mittagszeit gönnte ich mir, mich draussen vor der in der warmen Sonne niederzusetzen und einen Salat zu bestellen. An diesem Tag lernte ich Rucola kennen und lieben, und das kam so…
In meinem bestellten gemischen Salat waren Blätter enthalten, die wie Löwenzahn in Miniatur aussahen. Ich fragte den Wirt auf englisch, was das sei. Er erklärte mit die Pflanze, was ich jedoch nicht gleich kapierte. Darauf hin ging er zum nächstgelegenen Gemüsestand ( denn es war Markt auf dem Platz), nahm ein Büschel und zeigte es mir. Später in Deutschland entdeckte ich diesen Salat, der mittlerweile zum Kultsalat in Deutschland geworden war.
Ja, lang ist es her, aber die Hosteria mit ihren Spezialitäten gibt es immer noch.
Seit dieser kulinarischen Erfahrung elektrisieren mich Geschichten, die italienische Küche betreffend und darum möchte ich Ihnen meine jüngste Entdeckung empfehlen:
88 Rezepte im SALTO-Buch „Italiens Provinzen und ihre Küche“ aus dem Wagenbach Verlag
Das Buch:
Eine Reise durch Italien und seine höchst verschiedenen regionalen Küchen mit vielen Rezepten und anderen nützlichen Hinweisen auf Leute, Orte, Unterhaltungen. Von einer großen Kennerin der heutigen italienischen Schriftsteller und Kochtöpfe.
Ein ungewöhnliches Buch, mit dem man sowohl reisen als auch kochen kann. Alle wichtigen Regionen Italiens werden mit ihren Küchen vorgestellt und mit den Menschen, die diese Küchen bevölkern, als Köche oder Esser. Denn Alice Vollenweiders Interesse gilt nicht der Restaurantküche, sondern den häuslichen Töpfen und Schüsseln.
Das sind einmal die weltbekannten Gerichte, die hier in ihrer originalen, lokalen Form zum Nachkochen vorgestellt werden, und zweitens Gerichte, die in Italien auch heute kaum über die Grenzen der Region herausgekommen sind.
Dazwischen ziehen Landschaften vorüber, finden sich Hinweise auf ungewöhnliche Lokale, verborgene Museen oder eine schöne Bar; Begegnungen mit italienischen Autoren – Luigi Malerba, Fulvio Tomizza, Giorgio Manganelli – kommen hinzu.
Kurz: Wer dieses Buch liest und die Rezepte nachkocht, kann gewiss sein, dass er nicht nur als Koch reüssiert: er hat seinen Gästen auch etwas zu erzählen…
Zum Buch: „Italiens Provinzen und ihre Küche“