Die Sonne scheint, also nix wie raus in den Garten
Lang ersehnt ist der Frühlingsanfang, wir haben schon so oft draußen die ersten Anzeichen gesucht. Den Schneeglöckchen erst beim Wachsen, dann beim Blühen zugesehen.
Es blühen auch die Krokusse, die Märzbecher schwingen ihre hübschen Röckchen im Wind, sogar die ersten Narzissen, Buschwindröschen und Blausternchen sind zu entdecken.
Nachdem alle gezählt, begrüßt und entsprechend bewundert wurden, mache ich mich bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen an die Arbeit. Blätter harken, Beete vorbereiten, Rosen zurückschneiden. Die Vogelhäuser haben wir bereits gesäubert, jetzt sind schon die ersten Meisen auf Wohnungsbesichtigungstour zu beobachten.
Nachmittags sitzen wir in einer geschützten Ecke mit einem heißen Kaffee zum ersten Mal in diesem Jahr draußen und versuchen festzustellen, ob nicht irgendwo schon ein helles Maigrün an den Bäumen zu entdecken ist. Nun, nicht wirklich, aber wenn man die Phantasie sehr anstrengt, dann sieht es doch schon fast so aus.
Nach der stärkenden Pause geht es wieder in die Beete. Aber, halt! Was ist denn das? Das Gras wächst noch nicht, aber … ich glaub es nicht. Tief durchatmen, ein paar Jahre zurück denken. Damals hätte ich mich geärgert und jeden belächelt, der mir erklärt, das sei alles eine Frage des Blickwinkels. Hm, stimmt.
Kaum haben wir den letzten eigenen Apfel des Vorjahres zum Frühstück im Müsli verspeist, kann ich das erste Gemüse bzw. den ersten Salat aus dem eigenen Garten ernten. Ich hole mir eine Schüssel und eine scharfe Schere und los geht es. Eine halbe Stunde später habe ich mein selbst gesammeltes, handverlesenes, ungespritztes, ungedüngtes an dem perfekten Standort auf dem eigenen Grund gewachsenes Bio-Grün in der Schale. Die jungen Spitzen werden nur gut mit Wasser abgebraust, und leicht mit einer ganz dünn geschnittenen Knoblauchzehe in Butter geschwenkt.
Wir freuen uns bei einem Glas guten Rotwein, dass ich ganz genau weiß, wo im Garten die besten, jungen Gierschblätter und zarten Brennnesseltriebe wachsen.
Auch unser Feldhase, der nachts mal vorbei schaut, liebt Wildkräuter von naturbelassenen Weiden, die wegen der Monokultur von Mais und Raps leider kaum noch vorkommen. Der
Feldhase ist das Tier des Jahres 2015, ein Aufmerksamkeitsbonus, der oft zu spät kommt.
So was Leckeres! Zur Feier des Tages essen wir unseren extra aus Paris mitgebrachten Ziegenkäse dazu – das ist eine andere Geschichte, die noch folgt. Grüße von Marion