die Bedeutung der Zentralperspektive
Sie gilt als eine Landschaft, in der der Mensch noch das Maß der Dinge ist.
Der Journalist Pier Francesco Listri geht mit diesem besonderen Buch der Frage nach, worin sich das Leben in der Toskana von dem in anderen Teilen der Welt unterscheidet, spannt bei der Suche nach den Wurzeln der toskanischen Lebensart den Bogen vom Gestern zum Heute. Mit sehr schönen Bildern bekommen wir Einblicke in die Geschichte, Land und Leute, Wohnen, Arbeiten und Küche. Eindrücke, der unverwechselbare Besonderheit der Toskana, einer Qualität, die heute die Voraussetzung für eine harmonische, individuelle, zivilisiete Lebensgrundlage. Bildbuch
Toskana fürs Auge – Magie der Val d’Orcia
Malerische Natur versöhnt mit historischer Kultur. Was den Reiz dieses südlich von Siena gelegenen Naturparks Val d’Orcia am Fuß des Monte Amiata ausmacht, sind seine Weite und der Himmel, das stündlich wechselnde Schauspiel von Wolken und Licht, sowie die Schönheit der hügelreichen Äcker und Felder mit einzeln und in Gruppen stehenden Zypressen, uns vertraut aus Film- und TV-Szenen. Dies spiegelt sich auch in den Bildern aus jener Gegend wider, die eine magische Wirkung auf uns ausüben. In der Val d’Orcia finden sich tatsächlich viele der Fotomotive, die das schöne Klischee der Toskana mit geprägt haben. Ich empfehle den Reiseführer Toscana aus dem Michael Müller Verlag.
Lesenswert: Pienza und die Toskana 1959 von Richard Seewald gesehen und beschrieben.
Der Humanist, Dichter und Maler war studierter Architekt. Seine Zeichnung vom Dom zu Pienza findet sich noch heute in unzähligen Artikeln und Reiseführern wieder. Sie zeigt die Bedeutung der Zentralperspektive, die Puis II. im Baptisterium von Siena abgeschaut haben muß, Dank seiner Bildung bereits von der Existenz des Gastmals des Herodes (ca 1425) wissend. Doch wirklich nachvollziehbar, erst lange nach der Bauphase Pienzas taucht gegen Ende des 15. Jh. jene, die Renaissance beschleunigende, Darstellungsweise im Bild einer Idealstadt auf. Das von unbekannter Hand entstandene Werk befindet sich in Urbino.
Ansicht einer idealen Stadt. Gemälde, vermutlich 1475 von Piero della Francesca
Bei der Zentralperspektive verlaufen alle im rechten Winkel existierenden Linien zur Mitte eines Bildes, um eine Dreidimensionalität zu suggerieren. Im 15.Jahrhundert entdeckten italienische Künstler, dass Bilder der Natur viel näher kommen, wenn die dargestellten Objekte perspektivisch gemalt werden. Diese neue Sichtweise veränderte auch die Einstellung der Menschen zum Leben, hier stand ein Mensch und alles um ihn herum bezieht sich auch auf ihn. Die Renaissance begann mit dieser Erkenntnis des Individuums und löste das Mittelalter ab.
La citta ideale – die Idealstadt Pienza
Baugeschichtlich liefert Pienza konkrete Orientierungs- daten für die neuzeitliche Öffnung der Stadt und der Piazza zur Landschaft. Der Dom ist in seiner Achse exakt auf den Gipfel des Monte Amiata, also nach Süden ausgerichtet. Auch der Palast des Pius verbindet gegen-sätzliches. Zur Straße und zum Volk hin stellt er Macht und Größe dar. Und zur der Stadt abgewandten Seite öffnet er sich mit einer Loggia und hängenden Gärten und ebnet allen alltäglichen Pflichten und politischen Konflikten, wie zum Trotz den Blick zur Philosophie, Astrologie und Naturbetrachtung.
„Denn wir sehen nur, was wir schon geschaut haben…“
Richard Seewald führte 1960 als naturverbundener Tourist seine Leser mit seinem Buch: „Das Toskanische Hügelbuch“ ( noch als modernes Antiquariat erhältlich), ein in die Traumwelt, die dort auch heute noch so existiert. Auf seiner zweiten Reise durch die Toskana schrieb er 1959: “Wer kennt Pienza? Sicherlich die Historiker und die Kunstspezialisten, heute natürlich die Autotouristen, die überall hinkommen. In meinem alten Baedeker ist nicht einmal sein Name erwähnt“ … “Auf dem Platz setze ich mich der Kathedrale gegenüber im Schatten nieder. Ihre Schönheit trifft mich wie ein Schlag … in der Mittagshitze des Sommers ist der Platz menschenleer, ein Widerspruch in sich …diese Stille fordert die Phantasie, die Bühne mit Akteuren zu füllen.“ … „Um den ursprünglichen Platz wirklich zu erleben, muss man heute in alte Städte reisen, wo nicht parkende PKW die Idee des Platzes zerstören“ … ( Was für das UNESCO Weltkulturerbe Pienza Dank seiner verkehrsberuhigten kleinen Altstadt zum Glück immer noch gilt )
Auf Richard Seewald wurde ich erst durch dieses Buch: „Das Toskanische Hügelbuch“ aufmerksam, weil ich im Web alles abscannte, was mit der Toskana zu tun hat.
„Das Toskanische Hügelbuch“ ist eine illustrierte Regionsbeschreibung um 1928, ungeachtet dessen in der Gegenwart aktuell und besonders für Liebhaber dieser Landschaften, speziell der Crete, ein literarischer Genuss.
Auch die Zeichnungen des talentierten Künstlers für dieses Buch, zudem er in dreierlei Hinsicht ein Genie war, als Erzähler, als Maler und als Zeichner, sind in der Gegenwart wieder zu finden. Das begonnene Studium Richard Seewalds der Architektur, kam ihm zugute, als er die Idealstadt Pienza besuchte. Noch heute ist seine Zeichnung der Piazza Pio (Bild dieses Artikels) in Ihrer Aussage unübertroffen. Das Buch ist rundherum ein Liebhaber-Tipp, seitdem mehr online gelesen wird und Bücher dem Preisverfall unterliegen, ein wahrer Antiquariats-Schnäppchen-Preis bei Amazon
La citta ideale – die Idealstadt Pienza
Baugeschichtlich liefert Pienza konkrete Orientierungsdaten für die neuzeitliche Öffnung der Stadt und der Piazza zur Landschaft. Der Dom ist in seiner Achse exakt auf den Gipfel des Monte Amiata, also nach Süden ausgerichtet. Auch der Palast des Pius verbindet gegensätzliches. Zur Straße und zum Volk hin stellt er Macht und Größe dar, zur stadtabgewandten Seite öffnet er sich mit Loggia und hängenden Gärten und ebnet allen Pflichten und politischen Konflikten zum Trotz den Blick zur Philosophie, Astrologie und Naturbetrachtung. Mein Buch-Tipp: bei Amazon