In den deutschen Weinanbaugebieten steht die Weinlese unmittelbar bevor
Jetzt sind die Winzer sehr beschäftigt, haben letzte Vorbereitungen zu treffen. Eine ungünstige Zeit, um sich auch noch mit Fragen von Journalisten herum zu schlagen, oder Weinliebhabern Keller und Lagen zu zeigen.
Die Rettung: Für Weingenießer gibt es sehr gute Broschüren vom Deutschen Weininstitut.
Journalisten sind da schon etwas anspruchsvoller. Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts lud darum bereits im April Medienvertreter und Fachjournalisten nach Nierstein am Rhein ein, wo auch das Deutsche Weininstitut ansässig ist.
Das spezielle Thema der sich jährlich wiederholenden Veranstaltung war für 2016 das Terroir des Weines, also die Lage und die unterschiedlichsten Böden.
Das Ziel des Zusammentreffens von 22 Insidern war das Erfahren und Verstehen der feinen Unterschiede, präsentiert wurde von Ernst Büscher, unterstützt von Manuel Bretschi, der Spannungsbogen von den Kalkbänken des Wonnegau zum Roten Hang an der Rheinterrasse.
Zu den geladenen Teilnehmern zählte ich. Meine Vorbildung in Sachen Deutsche Weine war nicht gerade eine kompetente. Meine Erwartungen an das Zusammentreffen waren diffuse. Drei Tage die „Schulbank“ zum Thema Wein drücken, war ich dem gewachsen? Und Jungwinzer quer durch alle Medien hin oder her, war Deutscher Wein sonst nicht was für ältere Generationen? Das Gegenteil sollte sich in den Seminattagen herausstellen.
Meine Anreise mit der Deutschen Bahn nach Nierstein verlief zum Ende hin entlang des Rheins, die immer zahlreicher auftauchenden Weinberge stimmten mich auf Wein ein.
Das zum Thema passende Wein- & Parkhotel war keine 800 Meter vom Bahnhof entfernt.
Der Weg durch den Ort Nierstein zeugte davon, dass hier einst viele Kleinstwinzer lebten.
Die Anreise war bis 18:00 h geplant, für 19:00 h war ein Abendessen mit dem Geschätfsführer Bernd Kern des Rheinhessenwein e.V. angesetzt.
Ich hatte noch etwas Zeit und nutzte diese, mich in den letzten Sonnenstrahlen vor dem Hotel auf den Kennenlernabend einzustimmen. Ich kannte niemanden der Teilnehmer.
Gerade kreuzte ein schweres Motorrad vor dem Hotel auf, der Biker schwang sich von der Maschine und schnappte sich seine Packtaschen, es war kein geringerer, als Ernst Büscher.
In seiner Funktion als Pressesprecher des Deutschen Weininstituts begrüßte er die herumstehenden Kollegen und stellte mich der Insidergruppe vor. Schon ging’s zu Tisch.
Wenn 16 Männer und 6 Frauen an einem Tisch sitzen, miteinander bekannt sind und sich nur alle halbe Jahre sehen, dann gibt das ein großes Hallo und Bernd Kern (Foto mitte) vom Rheinhessenwein e.V. hatte große Mühe, seine das Menu begleitenden sorgfältig ausgewählten Weine zu besprechen.
Der Abend wurde lang und die Nacht kurz. Am nächsten Morgen um 9:00 h war Abfahrt zum Weininstitut.
Die Frühstücksüberraschung waren selbst hergestellte Marmeladen von Günther (Foto), der für die Deutsche Welle recherchiert. So gab es so manchen in der Gruppe, der mit persönlichem die anderen bereicherte. Besonders zu erwähnen ist Uwe, der als freier Journalist sein Wein-Wissen in seinem Roman: „Wein oder nicht sein“ publizierte.
Buch-Tipp: „Wein-Roman“: Wein oder nicht sein
von Uwe Kauss: ISBN ISBN 978-3-86314-268-1, Hardcover, 312 Seiten, 16,80 €
Gut, wenn man im Hotel üppig gefrühstückt hatte. Denn jetzt ging es an die Arbeit: Weine verkosten, von 9:30 h bis 17:00 h, dann eine kleine Erholungspause und weiter ging es von 18:00 h bis 21:30 h. Dann zurück ins Hotel.
Also um 9:30 h die Gläser gehoben. Zunächst 3 Terroirvergleichsproben.
Danach wurden Weine aus Toplage, die man mal probiert haben muss, ausgeschenkt. Es standen sich zum Vergleich gegenüber:
Ein 2016 HOHEN-SÜLZEN Riesling trocken – VDP. Ortswein BattenfeldSpanier –
einem 2016 NIERSTEIN Riesling trocken – VDP. Ortswein Kühling-Gillot
Ein 2013 MÖLSHEIM Riesling „Late Release“ – VDP. Ortswein –
einem 2013 NACKENHEIM Riesling „R“ – VDP. Ortswein
Und ein 2015 FRAUENBERG Risling GG – VDP. Grosse lage BattenfeldSpanier –
einem 2015 PETTENTHAL Riesling GG ö VDP. Grosse lage Kühling-Gillot.
Angemerkt sei dazu:
Feinschmecker AWARD 2016 – „Kollektion des Jahres“
Eichelmann 2017 zeichnet Kühlings-Gillot mit 4,5 von 5 Sternen aus – „Weltklasse, internationaler Spitzenerzeuger“
Gault & Millau 2017 – 4 rote Trauben für BattenfeldSpanier „In der Form auf weiterem Aufstiegskurs… Biodynamische Weine at its best“
Nächstes Thema war der Einfluss des Terrroirs auf die Reifung des Weines, dann der Einfluss von oenologischen Verfahren auf die Ausprägung des Terroirs. Zum Abschluss wurde diskutiert: Orange/Natural Weine und Terroir – ein Widerspruch?
Nach soviel Theorie und Verkostungen im Weininstitut, an die frische Luft
Nach dem ersten Tag mit aktuellster Theorie und Verkostungen von über 40 Weinen im Vortragsraum des DWI ging es am zweiten Tag zu Winzerbesuchen an die Nahe. Zuerst zum Gut Hermannberg www.gut-hermannsberg.de , wo uns der junge Geschäftsführer
und Winzer des Jahres 2016 Karsten Peter mit einem Blanc de Blancs Brut begrüßte.
Lediglich die Bezeichnung Winzer wäre Karsten Peter am liebsten. Nach einem kurzen Exkurs zu Rebstöcken, Boden und Ausbau im Keller, ging es um die Unterschiede von Riesling vom Schiefer und vom Vulkan, des weiteren um den Unterschied von drei Jahrgängen eines Riesling aus der Steinterrasse.
Dann noch auf die Schnelle ein Fläschchen im Verkaufsraum ausgewählt und bezahlt.
Und schon ging es weiter, als kleine Wanderung in die Weinberge über der Lahn, mit Blick auf das malerische Oberhausen mit der mittelalterlichen Luitpold Brücke, geführt von Jakob Schneider, ebenfalls Winzer des Jahres 2016, vom gleichnamigen Weingut in Niederhausen www.schneider-wein.com.
Familie Schneider ist seit 1575 in Niederhausen ansässig und ist schon seit 1901 auf den Ausbau hochwertiger Weine in Steillagen spezialisiert.
Auch heutzutage sieht sich die Familie als Fundament des Weinbaubetriebes. Senior Jakob Schneider kümmert sich mit langjähriger Erfahrung und Fingerspitzengefühl um die Weinberge.
Junior Jakob Schneider trägt die Verantwortung für den Ausbau der Weine im Keller.
Mit der Gruppe im Weinberg bei einem Probierriesling wird die Philosophie deutlich. Z.B. haben die Schneiders keinen Bedarf an der Mitgliedschaft im VDP, das wären viel zu viele unpraktikable Vorgaben, die einer persönlichen Profilierung entgegen stünden.
Und überhaupt haben die Schneiders so viele Stammkunden, dass viele Weine schneller ausverkauft sind, als manchem Liebhaber recht ist. So auch durch anwesende Journalisten. Das liegt neben der überdurchschnittlichen Qualität der Weine auch am unglaublich kundenfreundlichen Preis-Leistungsverhältnis.
Mehr über die Weine vom www.schneider-wein.com
Nach diesem Vormittag wurde das Mittagessen und der Nachmittag mit weiteren Winzern und Winzerinnen eine weitere Überraschung. Mehr darüber hier in Kürze.
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