Wo gab es denn sowas? Im Kieler Küchenkarussell, am Sonntag, den 28.Januar 2024
Das Restaurant Bootshaus an der Kieler Förde.
Gut 80 Gäste ließen sich von den 4 Kieler Köchen verwöhnen.
Am Empfang erst einmal ein Amuse.
Currybrötchen mit Gelbschwanzmakrele und Teriyaki-Soße
Dazu den handgemachten Sekt Blanc de Blanc 2019 vom Weingut Gröhl
Diese vier kochten: Vico Mordhorst, Julian Richert, Mathias Apelt und Volker Fuhrwerk
Zu den Weinen des Abends: Nachhaltigkeit und kurze Transportwege, statt um die halbe Welt verfrachtet zu werden, geht also doch. Und viele machten an diesem Abend die Erfahrung, dass es für die meisten World-Wide-Weine eine deutsche Alternative gibt…
Dass ein gelungenes Menu mit einer Weinbegleitung von Deutschen Weinen hervorragend sein kann, erlebten die anwesenden Feinschmecker im Kieler Bootshaus von 1862.
Winzer Eckehart vom Weingut Gröhl schenkte ein. Wo? In Kiel im Bootshaus von 1862.
Das Menu
Das gab’s in der 1.Runde
von Vico Mordhorst: Schweinebauch, Erdnuss, Shitake, Röstbrot
Von Julian Richert: Fermentierter Rotkohl, rote Bete und Apfel
Von Mathias Apelt: Langos, eingelegte Paprika und Pecorino
Von Volker Fuhrwerk: Kaisergranattatar, Staudensellerie, geräucherte Chili,
Dazu einen 2021er Riesling Niersteiner Pettenthal vom roten Hang aus rotem Sandstein. Dies ist ein weltberühmter Riesling, der auch schon ans englische Königshaus geliefert wurde.
Kaisergranat schmeckt erst rauchig dann scharf – und wie!
in der 2.Runde
von Julian Richert: Fisch, Kohlefisch, Palmkohl und Speck,
Kohlefisch ist schwarzer Kabeljau aus dem Atlantik.
Der Wein dazu, ein 2021er Silvana Wurzelecht, ist wurzelecht aus 80 Jahre alten Reben aus Nierstein, ein Naturwein aus 2021. Dieser kommt vom Sohn Johannes, der 2023 zum Jungwinzer des Jahres gewählt wurde und jedes Jahr einen besonderen Wein herausbringt. Naturwein bedeutet unfiltriert, das heißt, dass die Hefe nur grob abgezogen wird und der Wein leicht trüb wirkt. Für mich roch er nach Melone, Litschi, leicht nach Karamell und später nach Pfirsich-Maracuja.
Der Fisch ist auf der Haut gebraten (die ich lieber knusprig gehabt hätte), der Speck ist recht salzig und die Soße lecker, ebenso der Palmkohl und das Fischfilet (ich habe die Haut weggelassen), dafür hat der Speck schön geknuspert.
Ein Problem ergab sich allerdings, weil die Soße so gut schmeckte. Es ab kein Brot dazu mit dem ich mir helfen hätte können (sonst hat es mir nicht gefehlt).
Ich bin sicher, dass die Gerichte vorher probiert werden und für den Gast besonders schöne Teller und Besteck ausgesucht werden. Ich vermute nur, dass die Kombination nicht auf Funktion überprüft wird. Die Teller hatten einen breiten Rand, die Vertiefung in der Mitte war recht tief mit einem kleinen Durchmesser. Dazu gab es als Besteck Messer und Gabel. So weit so gut. Nur mit der Gabel war es vom Winkel her nicht möglich an die hervorragende Soße zu kommen.
Von Volker Fuhrwerk: Vegetarisch, Schwarzwurzel, Trüffel, Champignons, dazu einen 2022er Chardonnay & Weissburgunder
Der vegetarische Hauptgang von Volker Fuhrwerk mit dem Motto „Winter“ war mein Favorit. Fleisch hat mir nicht gefehlt. Schwarzwurzel, Trüffel, Champignons, sautierter Spinat.
Den dazu gereichten Wein würde ich als allgemein kompatibel bezeichnen. Was durchaus positiv gemeint ist.
Von Mathias Apelt: Wildgeflügel, gegrillte Brust vom Fasan (inlusive eines kleinen Bleikügelchens von der Jagd), geschmorter Radicchio, Walnuss, Topinambur, dazu einen 2022er Hölle Niersteiner Weisserburgunder.
Beim Gang mit „Wild“ Geflügel habe ich zuerst an Rotwein gedacht – nix da.
Der geröstete Topinambur und die Topinambur-Creme gab Süße, der in Sherry geschmorte Radicchio die Bitternote dazu die gegrillte Brust vom Fasan mit Walnuss. Der Fasan war lokal mit Schrot geschossen worden und die Kugeln vorsichtig entfernt. Trotzdem lohnt es sich sehr vorsichtig und bewusst zu kauen. Das Fleisch vom Fasan ist sehr fein und hell.
Ein Rotwein wäre einfach zu viel gewesen, selbst ein zurückhaltender Spätburgunder. Daher gab es einen 2022er Hölle Nierstein Weißer Burgunder, der exzellent zum Gericht passte. Hölle, weil der Hang höllisch steil ist und im Sommer auch mal 38 Grad erreicht werden. Dafür handelt es sich um absoluten kräftigen Kalkboden, der perfekt ist für alle Burgunderweine (Chardonnay zählt dazu).
Dieser Wein hatte dann auch mehr Charakter als der vorige und mich war es eine gute Wahl.
Von Nico Mordhorst: Fisch & Fleisch, Seezungenfilet, Ochsenbäckchenragout, Safranschaum, Rosenhohl, Morchel-Polenta,
Zum letzten Hauptgang zu Fisch & Fleisch gab es einen Rotwein, zu 100% im Barrique aus französischer Eiche ausgebaut. Winzer Eckehart Gröhl meint: „Nur das beste Holz für unsere beste Lage“. Und auch zu den Ochsenbäckchen passt der Wein perfekt, keine Frage. Wir (auch der Winzer selbst) waren gespannt, wie der Wein mit der Seezunge harmoniert. Das Gericht ist ein „Surf and Turf“ mal anders. Den Umami Geschmack bekommt die Seezunge durch die Nussbutter mit Petersilie, bei der Morchel-Polenta besteht wieder kein Zweifel und dazu gibt es Rosenkohl und einzelne Blätter davon als Crunch. Unser Fazit, der Rotwein passt sehr gut zum gesamten Gericht.
Die 3.RundeVon Volker Fuhrwerk: Birne, Sauerampfer Quark
Von Julian Richert: Haselnuss, Champignon, Brombeere
Von Mathias Apelt: Holsteiner Winterapfel, Calvados, weiße Schokolade, Rotkohl
Von Nico Mordhorst: Macadamia, zartbitter, dazu einen 2022er Sackträger Auslese Oppenheimer Riesling „Franziska G.“ und noch einen Blanc de blanc Sekt Brut nature…
Alle vom Weingut Gröhl dargebotenen Weine und Sekte kamen bei den Gästen gut an.
Die gut 80 Gäste des Abends werden die drei Karussell-Runden, sowie die Desserts der vier Köche unlimitiert zum sich satt essen, bestimmt so schnell nicht vergessen.
Zum Dolce… Wie zuhause bei Mutti in der Küche standen solvente Gäste brav in der Warteschlange und schauten den vorstehenden über die Schultern.
Unsere Empfehlungen
Das sagt der Winzer über seinen Wein, den Spätburgunder trocken Rheinlandpfalz:
„Dunkle Beerenaromen, Röstnoten und Schmelz gepaart mit Komplexität, Eleganz und Mineralität. Diese Steillage macht Druck! Komplex und fein im Duft mit Aromen von Kirsche, Cranberry, Hibiskus und einer Nuance vom Tomatenblatt. Im Geschmack kommen erdige und würzige Aromen hinzu. Seine kühle Mineralität und seine präsenten Röstnoten kombinieren sich mit seiner Cremigkeit und einem dahinfließenden Schmelz. Der Wein zeigt sich natürlich in seiner ganzen Ausstrahlung: Rauchig, ungeschminkt, eigenständig, vollgepackt mit dunklen Beerennoten. Ein eleganter Wein mit viel Potenzial. Die Hölle kuschelt nicht, sie packt finessenreich zu!“
Zu beziehen bei wirwinzer.de